Zeitpunkt vom Cannstatter Wasen:
Dieses Jahr geht der Cannstatter Wasen am Freitag, den 22. September 2023 los und endet am Sonntag, den 8. Oktober nach 17 Party-Tagen. Das Volksfest wird seit 1818 mit einigen Ausnahmen (Weltkriege, Corona-Pandemie) immer im Herbst im Neckarpark ausgetragen wird. Das Stuttgarter Bierfest fängt traditionell eine Woche nach der Wiesn an. Mit anderen Worten: Beide Feste finden eine Woche parallel statt.
Wahrnehmung in der Welt:
Der Cannstatter Wasen ist das zweitgrößte Volksfest der Welt und wird oft als “ Der Kleine Bruder“ der Münchner Wiesn bezeichnet. Beide Feste stehen seit Jahrzehnten in sportlichem Wettkampf miteinander. Ähnlich wie in München ist der Wasen der Jahreshöhepunkt für die Stadt Stuttgart und der gesamten Region. Nach einem noch eher mäßig besuchten Fest 2022 – coronabedingt – ist die Vorfreude 2023 umso größer und die Wirte rechnen mit einem tollen Fest.
Mit leicht steigender Entwicklung in den letzten Jahren vor der Pandemie gewannen die Stuttgarter (von 3,5 Millionen auf 4,0 Millionen) viele Besucher hinzu. Die Wiesn verlor hingegen kontinuierlich Gäste (7,1 Millionen auf 6,2 Millionen). Zwar können die Stuttgarter nur mit sieben Großzelten aufwarten, dafür ist das Angebot der Schausteller und Marktverkäufer deutlich größer als in München (14 Großzelte), was insbesondere an den Wochenenden Familien anlockt.
In Europa ist der Wasen sehr bekannt. Der Anteil der internationalen Gäste wird insgesamt stetig größer. Vor allem Italiener strömen reihenweise nach Stuttgart. Junge Männercliquen aus dem Land des Stiefels verbringen auf dem Wasen gern ein paar fröhliche Tage und versuchen, ein paar deutsche Mädchen kennenzulernen. Übrigens: Uniformierte italienische Polizei, die am bekannten „Italiener-Wochenende“ in München Patrouille läuft, gab es bisher in Stuttgart noch nicht! Franzosen, Schweizer und Holländer fahren auch gern ein paar Zugstunden, um den Wasen zu rocken. Touristen aus den Übersee-Kontinenten trifft man dafür im Schwabenland so gut wie gar nicht. Weit angereiste Australier, Amerikaner oder Asiaten, wie auf der Wiesn, sieht man nur selten auf dem Stuttgarter Volksfest.
Corona-Pandemie:
Findet der Wasen im Herbst statt? Derzeit sieht es sehr gut aus, denn die Pandemie lässt sich inzwischen gut einschätzen und die Stadt Stuttgart hat ein offizielles Go gegeben! Die Aufbauarbeiten der Zelte sind in vollem Gange! Insgeheim wird mit einem überdurchschnittlichen Andrang gerechnet, da die Schwaben wieder Lust auf’s Feiern haben. Die Frühlingsfeste und Sommerfeste in Südddeutschland waren 2023 ebenfalls wesentlich stärker besucht als vor der Pandemie. So erwarten es auch die Wasen-Wirte!
Der Ausfall des Festes in den letzten beiden Jahren hat enorme finanzielle Lücken gerissen. Nicht nur für die Wirte und Angestellte – auch für die Hotelerie, Gastronomie, Clubszene und Taxi-Unternehmen ist der Wasen eine erhebliche Einnahmequelle. Nicht zu vergessen: So mancher Anwohner verdient sich nebenbei etwas dazu, indem er über Airbnb oder andere Portale seine Wohnung an Besucher vermietete. Den Wasen-Ausfall spürten viele Stuttgarter im Portemonnaie.
Das Frühlingsfest des Wasen findet traditionell im April statt und wird im Volksmund als „Kleiner Wasen“ gezeichnet. Zwar sind nicht ganz so viele Schausteller vor Ort wie im Herbst und nur drei Großzelte am Platz, doch da das Fest über drei Wochen läuft, gilt es zahlenmäßig als das größte Frühlingsfest der Welt. Vor der Pandemie wurde 2018 mit 1,6 Millionen Besuchern ein neuer Rekord aufgestellt.
Anfahrt zum Cannstatter Wasen:
Der Wasen ist im Bezirk Bad Cannstatt relativ zentral gelegen und mit den Stadt- und Regionalbahnen gut zu erreichen. In dem Arbeiterbezirk befindet sich das Festgelände in direkter Nähe zur Mercedes-Benz Arena und den Daimler-Werken. Vom Bahnhof Bad Cannstatt (S-Bahn und Regionalzüge halten dort) und dem U-Bahnhof Mercedesstraße gelangt man nach fünf bis zehn Minuten Fußweg ans Ziel. Ein großer Parkplatz, direkt neben dem Wasen, bietet Autofahrern Platz. Es werden Parkgebühren erhoben.
Fahrgeschäfte auf Cannstatter Wasen:
Kleidung – Auftreten:
Es gibt inoffiziell eine Trachtenpflicht! Denn ohne Dirndl oder Lederhose sieht jeder Besucher komisch aus. Die Trachtenqoute dürfte aufgrund weniger Touristen in Stuttgart deutlich höher sein als auf der Wiesn! Nur ganz wenige Gäste, meist unwissende Touristen, kommen heuer in zivil nach Cannstatt.
Wichtig! An stark besuchten Tagen sind die Chancen mit Trachtenkleidung wesentlich höher noch in ein Zelt zu gelangen, als ohne Lederhose. Auf dem Wasen-Gelände gibt es zahlreiche Trachtengeschäfte, die von preiswert bis zu luxuriös anbieten.
Die günstigsten Echt-Lederhosen fangen bei 80 Euro an. Eine handgestickte Hirsch-Lederhose kostet dagegen bis zu 2500 Euro. Günstige Lederhosen aus Kunstleder oder Baumwolle kosten selbsterklärend nur wenig Geld (schon ab zehn Euro), lassen aber jeden Träger unvorteilhaft aussehen. Einfache Discounter-Dirndl fangen bei 30 Euro an. Designer-Dirndl gehen ebenfalls bis weit in den vierstelligen Euro-Bereich.
Bier auf der Cannstatter Wasen:
Die ausgeschenkte Bier stammt von den ansässigen Brauereien „Stuttgarter Hofbräu“, „Dinkelacker“ und „Schwabenbräu“, welches in den sieben Großzelten gezapft wird. Getreu nach dem Reinheitsgebot aus dem Jahr 1487 wird nur Bier ausgegeben, das aus Gerstenmalz, Hopfen, Hefe und Wasser hergestellt wurde. Das Wasen-Bier hat wie das Wiesn-Bier deutlich mehr Alkoholgehalt (ca. 6 Prozent Alkohol) als das gewöhnliche Bier (4,6 bis 4,9 Prozent), welches sonst im Handel zu kaufen ist. Den höheren Alkoholgehalt spüren insbesondere ungeübte Bierkonsumenten schnell im Körper, bei den freigesetzten Glückshormonen und beim sinkenden Reaktionsvermögen.
Bier trinken dürfen alle Gäste, die über 16 Jahre alt sind. Hochprozentige Getränke wie Schnaps oder Wodka-Bull sind erst ab der Volljährigkeit erlaubt. Die Bedienungen und Barkräfte müssen jeden Gast, der nicht alt genug aussieht, nach dem Personalausweis fragen und das Alter prüfen. Das Ordnungsamt und die Polizei kontrollieren auch in zivil. Teilweise werden sogar jugendliche Testkäufer eingesetzt.
Der Bierpreis wird 2023 wieder leicht steigen – durchschnittlich 10 bis 20 Cent im Vergleich zum Vorjahr. Die endgültigen Preise werden von den Zelten rund vier Wochen vor dem Fest offiziell stattgegeben.
Polizeikontrollen:
An den Eingängen kontrollieren die Polizei und Sicherheitskräfte die Taschen bzw. Rucksäcke nach gefährlichen Gegenständen. Alkoholische Getränke dürfen nicht auf das Festgelände mitgebracht werden. Angetrunkene Jugendliche, die schon auf dem Hinweg in der Bahn vorgeglüht haben, wird der Zugang zum Gelände (trotz Reservierung !) verwehrt.
Rauchen ist im Zeltinneren erlaubt. Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren dürfen nur mit Eltern oder mit Aufsichtsperson die Zelte betreten. Hunde und andere Tiere sind verboten auf dem gesamtem Festgelände.
Campingplatz an der Cannstatter Wasen:
Auch da sind die Stuttgarter ihrer großen Schwester in München einen Schritt voraus. Direkt neben dem Wasen gibt es einen großen und gepflegten Campingplatz (www.campingplatz-stuttgart.de), der ca. 17.000 qm groß und kostenpflichtig ist. Weit angereiste Touristen campen hier und sind nach wenigen Schritten im nächsten Wasen-Zelt. Auch ein großer Teil der Angestellten campen mit Wohnmobilen oder in Zelten dort. Auf dem Platz herrscht eine angenehm familäre und gemeinschaftliche Atmosphäre. Festzelt-Gäste und Angestellte feiern und grillen zusammen. Gern werden Sachen untereinander ausgeliehen. Abends geht es dann in die Festzelte, wo richtig die Partypost abgeht. Saubere Duschen, Toiletten, Waschmaschinen, ein Bistro und ein Kiosk befinden sich auf dem Platz.
Gäste auf der Cannstatter Wasen:
Einen ordentlichen Batzen der Wasenbesucher stellen die drei großen Arbeitgeber der Region: Porsche, Daimler und Bosch! Sehr häufig kommen die Konzerne mit riesigen Abteilungen zu Firmenfeiern und reservieren für mehrere hundert Angestellte im Zelt. Jedem Wasen-Wirt sind diese Veranstaltungen wichtig, denn diese Konzerne bedeuten Prestige! Auch für viele Zulieferer, Banken, Versicherungen und Agenturen aus dem Umland ist ein Wasen-Besuch ein Muss! Nach der ersten oder zweiten Maß lassen die Mitarbeiter es dann oftmals mehr krachen als auf der Weihnachtsfeier. Schon viele Firmenchefs, Abteilungsleiter und Sekretärinnen sind spaßtrunken von der Bank gefallen.
Der Wasen ist auch bei vielen Studenten ein Pflichttermin. Die Großzelte bieten „Studententage“ an, an denen „die Elite von morgen“ gegen Vorlage eines aktuellen Studenten-Ausweises Vergünstigungen oder eine Happy Hour erhält. Auch aus dem Umland, den Universitäten in Tübingen, Reutlingen, Karlsruhe und Heidelberg kommen ganze Busladungen angefahren und feiern bis zum Umfallen…
Übrigens! Die Schwaben gelten in Deutschland bekanntermaßen als sparsam, oder besser gesagt – als geizig!! Dieses Klischee gilt auch auf dem Wasen, allerdings nur bis zur ersten Maß! Sobald der Alkoholpegel steigt, werden die Trinkgelder großzüger und die Hemmungen fallen allgemein.
Wasen-Angestellte:
Bei den Kellnern stellen mit Abstand die Österreicher die stärkste Fraktion. Dann kommen erst die Deutschen! Scherzhafterweise wird unter den Bedienungen oft von „österreicherischer Unterwanderung“ gesprochen. Auch viele Ungarn und in Deutschland ansässige Kroaten, Serben, Tschechen arbeiten in den Zelten. Alle sind deutschsprachig. Der große Teil der Service-Kellner sind hauptberufliche Apres-Ski-Kellner, die während der Wintersaison auf den Hütten in Österreich, Tirol und der Schweiz ihr Geld verdienen. Meist arbeiten sie mehrere Feste hintereinander und fahren mit Wohnmobilen von Fest zu Fest. Nur wenige Kellner arbeiten in Vollzeit in anderen Branchen, und nehmen sich extra Urlaub für den Wasen.
Insbesondere die Österreicher gelten bei den Wasen-Wirten als sehr belastbar, erfahren und verkaufsstark. Der Verdienst der Bedienungen ist ca. 30 bis 50 Prozent schlechter als auf der Wiesn, was daran liegt, dass unter der Woche die Wiesn deutlich besser besucht ist. Es wird auf Umsatzhonorar gearbeitet. So zahlt der Gast zu jeder Maß Bier oder einem Hähnchen noch ein Bedienungsgeld (50 bis 60 Cent) an den Kellner obendrauf. Das bedeutet: Je mehr der Gast konsumiert, umso so mehr verdient der Kellner. Küchenangestellte, Hähnchen-Brater, Security und Bierzapfer werden in der Regel auf Stundenlohn nach Arbeitszeit bezahlt.
Großzelte wie etwa „Klaus & Klauss“ oder „Göcklesmaier“ haben zwischen 100 und 130 Bedienungen beschäftigt. Der größte Teil der Kellner fährt nach dem Fest in den verdienten Urlaub. Ein bisschen entspannen heißt es dann, bevor die fünfmonatige Apresski-Saison wieder beginnt. Viele fliegen nach Thailand, in die Dominikanische Republik oder in die Türkei, wo zu der Jahreszeit noch Strandurlaub möglich ist.
Die Angestellten der Zeltküchen und der Sicherheitsfirmen sind überwiegend Einheimische. Viele Securities sind im Kampfsport und in Selbstverteidigung geschult. Sie arbeiten in Uniform und ohne Waffen. Bei größeren Auseinandersetzungen wird schnell per Funkruf Verstärkung angefordert. In besonderen schlimmen Fällen wird die Polizei hinzugerufen und die Raufbolde verbringen eine Nacht auf der Wasen-Wache. Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Diebstahl, Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und spätere Gerichtsprozesse sind keine Seltenheit.
Musik auf der Cannstatter Wasen:
Jede Menge Schwergewichte aus der deutschsprachigen Musikszene sind in den vergangen Jahren auf dem Wasen live aufgetreten: Howard Carpendale, Heino, Die Wildecker Herzbuben, Micky Krause, Oli P., DJ Antoine, Michael Wendler, Jürgen Drews, Mia Julia, Antonia aus Tirol, etc…
Auch internationale Stars wie Dr. Alban hatten in den Großzelten legendäre Auftritte. Der Eintritt ist meist kostenfrei und wird mit den hohen Getränke- und Essenspreisen vergolten.
Starke Tage und Wechseltage:
In den meisten Festzelten wie dem „Grandls“, „Klauss & Klauss“ oder „Sonja Merz“ wird an Samstagen das Zelt nachmittags komplett geräumt und für die Abendvorstellung mit Gästen neu gefüllt. Das bedeutet, dass Gäste, die an Wechseltagen um 10 Uhr morgens reserviert haben, um ca. 16 Uhr das Zelt verlassen müssen – ob sie wollen oder nicht! Diese Tage sind Hochleistungssport für alle Angestellten – für Bedienungen, Küche und Sicherheitskräfte! Da sie an den Wechseltagen schon um 8 Uhr morgens ihren Arbeitsbereich vorbereiten müssen und erst nach Mitternacht mit der Säuberung fertig sind. Rund 16 Stunden Arbeit unter Extrembedingen stehen nicht alle Angestellten durch! Manche werden von der Personalleitung ausgetauscht, andere bleiben von selbst daheim.
Bahnhof Bad Cannstatt:
Sobald in den Zelten um 23 Uhr bzw. um Mitternacht (Fr. und Samstag) die Lichter angehen, ist der Bahnhof sehr stark belaufen, da der größte Teil der Besucher dort ankommt und wieder abfährt. Trotz der enormen Menschenmassen ist der Bahnhof von der Bahn und der Stuttgarter Polizei gut organisiert, da sie dort in hoher Mannschaftsstärke vertreten ist.
Wenn Wasen-Gäste betrunken in den Gleisen herumlaufen, wird der Verkehr sofort gestoppt und erst bei Entwarnung fortgesetzt. Gelegentliche Schlägereien oder Auseinandersetzungen auf den Bahnsteigen werden von der Polizei schnell gelöst. Nächtliche Schlachtgesänge wie „Scheiß-FC-Bayern“ oder „Karlsruher Hurensöhne“ gehören am Cannstatter Bahnhof dazu.
Nebenplätze:
Begehrte After-Wasen-Locations sind die Diskotheken „Boa“ und „Classic Rock Cafe“ in der Innenstadt. Andere Partygänger feiern in Bars und Kneipen rund um den Bahnhof Bad Cannstatt weiter. Am Morgen danach liegen am Neckar-Fluss, der direkt neben dem Wasen-Gelände entlang läuft, unzählige Alkohol-Leichen oder frische Liebespaare am Ufer herum und schlafen ihren Rausch aus. Morgendliche Spaziergänger bekommen lustige Sachen zu sehen.
Auf dem Festgelände der Cannstatter Wasen befinden sich außerdem ein großer Info- und Souvenirshop, ein Fundbüro, eine Wasen-Wache, eine Kindersammelstelle und eine Deutsche-Rote-Kreuz-Station, auf der Verletzte oder Betrunkene erstversorgt werden. Ärzte und Sanitäter sind mit Einsatzfahrzeugen schnell vor Ort. Das Festgelände ist videoüberwacht wie die Zelte ebenso. Zivile Polizeistreifen achten auf Taschendiebstahl, Drogenkonsum, Markenbetrug etc…